In
Vilnius, der litauischen Hauptstadt findet alljährlich im Februar
die wichtigste Buchmesse des Baltikums statt. Neben großer
Gastfreundschaft trifft man dort interessante
Kinderbuchillustratoren.
Der
litauische Buchmarkt ist – wie der litauische Nationalstaat –
jung. Erst zum 15. Mal öffnete die „Vilnius Knygų mugė“ in
diesem Jahr ihre Pforten. Anders als auf den deutschen Buchmessen,
ist es hier den Verlagen an ihren Ständen erlaubt, Bücher zu
verkaufen. Entsprechend drängen sich Trauben von Menschen durch die
Gänge der Litexpo – den Messehallen von Vilnius.
Wer
Kinderbuchillustratoren treffen will, geht am besten zum „Creative
Studio“, einem ganz besonderen Ort jenseits des Verkaufstrubels. In
Halle 4 gleich hinter der Kinderbuch-Lesebühne betritt man durch
einen Vorhang aus an langen, bunten Bändern baumelnden Büchern ein
800qm großes Arrangement aus Stellwänden. (Foto 1) Seit 12 Jahren
organisiert und konzeptioniert die Illustratorin und Buchgestalterin
Sigutė Chlebinskaitė dieses „Land der Bücher“ auf der
Buchmesse. In diesem Jahr zeigt sie in einer Ausstellung Originale
der litauischen Illustratorin und Altmeisterin Taida Balčiūnienė
(*1925), deren Illustrationen Generationen prägten. (Foto 2)
Daneben
bieten Illustratoren in den Winkeln und Ausbuchtungen der
Messestellwände Workshops für Kinder an. Hier tummelt sich die
junge und alte Illustratorenszene.
Traditionell
gehören Gedichte und Märchen zu den wichtigsten Genres der
(Kinder-)Literatur Litauens, innerhalb derer die Illustrationen den
Texten zur Veranschaulichung und zum Schmuck dienen und das oft auf
hohem technischen und künstlerischem Niveau.
Hier
ist als erster der Altmeister Kęstutis Kasparavičius zu nennen, der
auch in Deutschland kein Unbekannter ist. In den 1990er Jahren hatte
der Essliner Verlag von ihm illustrierte Pinocchio-, Reineke Fuchs-,
Bremerstadt Musikanten- und Nussknacker- Ausgaben im Programm.
Inzwischen schreibt Kasparavičius auch eigene Geschichten für
Kinder und illustriert sie. In „Apie Daiktus“ zum Beispiel
erzählt er von Alltagsgegenständen, die mit großem Bildwitz als
belebte Dinge auf ganzseitigen Bildtafeln erscheinen, denen jeweils
kurze Geschichten gegenüber stehen. Man möchte wirklich gerne
wissen, was der Text zu diesen Bildern erzählt!
Neben
dem in diesem Jahr 60 Jahre alt werdenden Kasparavičius, findet man
auch Illustratorenstars, der jüngeren Generation. Zum Beispiel Lina
Žutautė, deren Bilderbücher in Litauen echte Kassenschlager sind.
Die von ihr erfundene Figur nennt sich Kakė Makė, ein Spitzname,
der auch in litauischen Ohren frech und ungewöhnlich klingt. Wie
Kasparavičius so fing auch Lina Žutautė zunächst als
Illustratorin an Texte anderer zu bebildern, bis sie für Kakė Makė
auch selber Texte zu schreiben begann. In ihren Büchern greift sie
den kindlichen Alltag auf, so etwa das Thema des Zimmeraufräumens
und des Zuhörens. Fantastische und lehrreiche Abenteuer bringen die
sperrig-freche Heldin mehr oder weniger wieder in die Spur, wobei die
Bilder einladen mit zu wirken. Bei Eltern und Kindern kommen diese
Bücher sehr gut an und stehen auch als App zur Verfügung.
Unter
den jüngeren Illustratoren sei auch Lina Dūdaitė
genannt, die mit ihren ganz eigenartigen Perspektiven und
Bildkompositionen zu Grimmschen Märchen überrascht.
Neben Workshops entdeckt man in Sigutė Chlebinskaitės „Land
der Bücher“ aber auch Präsentationen ausgewählter kleiner
Verlage: so etwa Tara Books aus Indien, Muchomor aus Polen und den
tschechischen Verlag Baobab-Books, den das Illustratoren-Paar Juraj
Horváth unf Tereza Horváthova leitet. Die beiden haben Bücher im
Repertoire bei deren Anblick sich Liebhaber der Buchkunst die Finger
lecken. Ein Blick auf deren Homepage sei allen empfohlen:
www.baobab-books.net
von Sarah Wildeisen
von Sarah Wildeisen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen