Dienstag, 22. Juli 2014

Valladolid: ein Fest für die Illustration


    
Seit acht Jahren gibt es IlustraTour, ein hochkarätiges und professionell organisiertes Ereignis rund um die Illustration in Spanien. Dieses Jahr vom 30.Juni bis zum 11. Juli 2014:

Die Organisation lädt jedes Jahr bekannte Künstler aus aller Welt als Lehrer für die workshops nach Valladolid ein. Ilustratour dauert zwei Wochen. Am Wochenende zwischen diesen beiden Wochen gibt es ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Ausstellungen und Begegnungsmöglichkeiten, wie man es wahrscheinlich nirgendwo sonst erleben kann: Illustratoren treffen sich mit internationalen Verlegern, Verleger können die Gelegenheit nutzen, sich hier, jenseits der Messen von Frankfurt oder Bologna zu sehen, Künstler aus aller Herren Länder begegnen sich, sprechen über ihre Arbeit, es gibt Vorträge und zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch.
Mitarbeiter ausländischer Verlage haben die Möglichkeit, kostenlos am Wochenendprogramm teilzunehmen – wenn sie sich bereit erklären, an zwei Tagen für jeweils zwei Stunden die Mappen spanischer Illustratoren zu sichten (ansonsten kostet die Teilnahme 140 Euro). Deutsche Verleger waren aber kaum zu sehen: nur Nicola Stuart und Edmund Jacoby haben sich diese schöne Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich kann mich darüber nur wundern, es gäbe einige Argumente, die dafür sprechen, Ilustratour einen Besuch abzustatten.


Man erreicht Valladolid, das übrigens bis ins 16. Jahrhundert spanische Hauptstadt war, in gut einer Stunde mit dem schnellen Zug von Madrid aus. Es ist eine kleine und hübsche Stadt am Fluß, mit einem eindrucksvollen Skulpturenmuseum.
      
Die workshops finden im Museo Patio Herreriano
 de Arte Contemporáneo Español statt, dem ehemaligen Kloster San Benito aus dem 16. Jahrhundert, das 2002 zu einem Museum der Gegenwartskunst umgebaut wurde. 
   
Ob es vorstellbar ist, dass rund 100 junge Illustratoren in einem deutschen Museum mit Farbe und Klebstoff, mit Papier und Wasserbechern hantieren? Eher nicht.
 
Ich war für die erste Woche eingeladen 13 junge Illustratoren zu unterrichten. Die meisten waren aus Spanien, einige auch aus Mexiko, Frankreich, Argentinien und Litauen.

Die Unterrichtssprache war englisch, was so einigermaßen funktionierte – und wenn mal nicht, dann gab es hilfreiche Übersetzer, oder den Zeichenstift, mit dem via pictogramm gesprochen werden konnte.
In 4 weiteren workshops unterrichteten:

Max aus Mallorca. Max wurde 1956 in Barcelona geboren, und ist derzeit der wohl berühmteste Comic-Autor und Illustrator Spaniens. Er hat 2006 das Tolle Heft Nr. 27 mit einem Antikriegstext von Marco Denevi genial illustriert.

Katsumi Komagata, ein japanischer Grafik-Designer, 1953 geboren und berühmt durch wunderschöne, originelle Bücher, die das Medium Papier und Buch genial und spielerisch thematisieren.

Serge Bloch, 1956 in Frankreich geboren, zeichnet seit über 30 Jahren. Er ist bekannt durch viele Bücher, Buch- und Magazineinbände, aktuell kann man seine einfallsreichen und witzigen Zeichnungen im Magazin der Süddeutschen Zeitung sehen.

Alex Mathers, ist Autodidakt. Er wurde 1984 in Kopenhagen geboren und lebt heute in London. Er interessiert sich hauptsächlich für Karten aller Art. Vielleicht auch, weil er sich als Sohn eines Diplomaten ständig neu verorten musste.

Am Wochenende habe ich noch Vitali Konstantinov getroffen, der in der zweiten Woche unterrichtete. Vitali ist in Odessa geboren und lebt jetzt in Marburg. Nach Studien der Architektur, Grafik, Malerei und Kunstgeschichte arbeitet er jetzt als freier Illustrator.
© für die Fotos bei den Künstlern

Das Thema meines workshop war: every picture tells a story. Wir haben versucht, Alltäglichem ein Gesicht und eine Geschichte zu geben. Ich war von meinen „Schülern“ begeistert und hoffe, dass sie von mir ebenso profitiert haben, wie ich von ihnen. 
Mein Vortrag am Samstag hatte die Tollen Hefte und meine Erfahrungen als Herausgeberin zum Gegenstand. Ich habe die Bilder dazu nicht nur digital gezeigt, sondern hatte auch alle Hefte mitgebracht und in der Eingangshalle ausgelegt.

©Moka Seco Reeg
Nach dieser langen und intensiven Arbeitswoche, in der einzelne Tage immer 18 oder 19 Stunden dauerten, habe ich noch eine Woche in Kunst „gebadet“: Ausflüge nach Salamanca und Avila und drei ganze Tage in Madrid, in Museum Thyssen Bornemisza, im ABC-Illustrations-Museum und natürlich und vor allem: im Prado.  Bericht von Rotraut Susanne Berner
Salamanca, Graffiti

Salamanca, Tango auf der Plaza Mayor; Besucherschlange vor dem Prado; Madrid, Souvenirladen
Madrid, ABC-Museum für Illustration

Hier noch eine Verlinkung auf das blog einer Studentin aus Vilnius, die über meinen workshop berichtet.




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